Akuter Schwindel
Schwindel – was steckt dahinter?
„Der Boden schwankt“, „alles dreht sich“ oder „das Gefühl zu einer Seite zu fallen“ – Betroffene können Schwindel sehr unterschiedlich erleben. In dieser Information erfahren Sie, wie Schwindel entsteht und welche Behandlungen möglich sind.
Was ist Schwindel?
Wenn unser Gleichgewicht gestört ist, fühlen wir uns unsicher im Raum. Gehen und Stehen fallen schwer. Häufig kommen weitere Beschwerden hinzu, zum Beispiel Schwitzen, Übelkeit oder Erbrechen. Auch Seh- oder Hörstörungen sind möglich. Schwindel erleben Betroffene häufig als beängstigend. Hausärzte oder Hausärztinnen geben an, dass etwa jeder 13. Patient oder Patientin wegen Schwindel ihre Praxis aufsucht. Ältere Menschen berichten häufiger über Schwindel als jüngere.
Wie entsteht Schwindel?
Verschiedene Sinne liefern Informationen an das Gehirn, in welcher Lage sich der Körper im Raum befindet. Daran sind beteiligt: das Sehen, die Gleichgewichtswahrnehmung in den Innenohren sowie das Tast- und Tiefenempfinden in Haut, Muskeln und Gelenken. Wenn diese Sinne unterschiedliche Informationen senden, kommt das Gehirn „durcheinander“. Manchmal liegt die Ursache auch im Gehirn selbst: Es verarbeitet Sinneseindrucke nicht mehr richtig. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn es nicht richtig durchblutet wird, Nährstoffe fehlen oder Giftstoffe es beeinträchtigen. Auch das seelische Empfinden hat einen Einfluss darauf, ob wir uns im Gleichgewicht fühlen oder nicht. Schwindel kann also viele verschiedene Ursachen haben.
Was der Arzt oder die Ärztin wissen sollte?
Aus der Art und der Zeitdauer des Schwindels kann der Arzt oder die Ärztin gut folgern, was die Ursache ist. Beschreiben Sie Ihren Schwindel daher so genau wie möglich:
Wie empfinden Sie den Schwindel?
- „Wie in einem Karussell“ – Drehschwindel
- „Wie beim Bootfahren, schwankend“
- „Ich fühle mich benommen.“
- „Ich bin beim Gehen unsicher, der Kopf ist klar.“
Wie lange dauert der Schwindel?
- Sekunden, Minuten, Stunden, Tage oder länger?
- Kehrt er immer wieder oder besteht er dauerhaft?
Was noch wichtig sein kann:
Manche Kopfbewegungen, körperliche Anstrengung oder das Aufrichten des Körpers aus dem Liegen können Schwindel hervorrufen, ebenso eine neue Brille, bestimmte Medikamente und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Teilen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin auch mit, falls Sie weitere Beschwerden haben, wie Erbrechen, Hörstörungen, Herzstolpern oder eine traurige Stimmung.
Untersuchungen
Nachdem der Arzt oder die Ärztin Sie ausführlich befragt hat, untersucht er oder sie Sie körperlich. Dazu gehört zum Beispiel: Ihre Bewegungen, Augen, Ohren und Halswirbelsäule anzusehen; den Blutdruck und Puls zu messen und verschiedene Tests durchzuführen, um Ihr Gehirn und Nervensystem zu prüfen. Oft lässt sich nach Befragung und körperlicher Untersuchung sagen, was den Schwindel auslöst. Selten sind zusätzliche technische Untersuchungen oder die Überweisung an einen Spezialisten oder eine Spezialistin notwendig.
Was schließt der Arzt oder die Ärztin daraus?
Bei etwa der Hälfte der Betroffenen findet der Arzt oder die Ärztin keine körperliche Ursache. Dann kommen zum Beispiel in Frage:
- Altersschwindel: Mit zunehmendem Lebensalter können sich die für das Gleichgewicht wichtigen Organe und Wahrnehmungen verändern, zum Beispiel die Augen, die Ohren oder die Nervenempfindlichkeit der Beine.
- Psychogener Schwindel: Er entsteht bei seelischen Belastungen wie familiären und beruflichen Problemen. Er wird häufig als Benommenheit empfunden und kann zusammen mit einer Angststörung oder Depression auftreten. Weitere Anzeichen wie Erbrechen treten eher nicht auf.
Findet der Arzt oder die Ärztin eine körperliche Ursache, liegt am häufigsten ein gutartiger Lagerungsschwindel vor. Dieser Drehschwindel tritt anfallsartig mehrmals täglich über Tage bis Wochen auf. Er dauert wenige Sekunden bis Minuten. Auslöser sind schnelle Bewegungen des Kopfes, zum Beispiel beim Aufrichten aus dem Bett. Ursache sind winzige „Ohrsteinchen“, die im Gleichgewichtsorgan für Verwirrung sorgen. Seltenere Ursachen für Drehschwindel sind andere Erkrankungen im Innenohr oder Gehirn, zum Beispiel Entzündungen oder Migräne.
Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfälle), Unterzuckerung, Probleme mit der Halswirbelsäule, Nervenschädigungen sowie Vergiftungen können einen Schwindel auslösen.
Behandlungen
Schwindel ist unangenehm und beeinträchtigt den Alltag. Er ist jedoch nur selten gefährlich. In diesem Fall sollten Spezialisten oder Spezialistinnen die Betreuung übernehmen.
Häufig ist keine Behandlung erforderlich. Der Körper gewöhnt sich von allein langsam an den Schwindel. Dann hören die Beschwerden auf.
Medikamente gegen Schwindel sollten Sie, wenn überhaupt, nur kurzzeitig einnehmen. Sie können zwar vorübergehend die Beschwerden lindern. Aber nur ohne Medikamente kann sich der Körper langfristig an den Schwindel anpassen.
Bei einigen Schwindelarten lassen sich Beschwerden gezielt verbessern:
- psychogener Schwindel: seelische und medikamentöse Unterstützung
- Altersschwindel: frühzeitig Gleichgewichtstraining und Krankengymnastik
- gutartiger Lagerungsschwindel: bestimmte Bewegungstechnik (Lagerungsmanöver) erlernen
Was Sie selbst tun können
Diese Gesundheitsinformation stammt von einer deutschen Urheberseite und bezieht sich teilweise auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Nähere Informationen zur Gesundheitsversorgung in Österreich finden Sie HIER. Informationen zu Selbsthilfe(gruppen) in Österreich erhalten Sie HIER.
- Ist der Schwindel neu aufgetreten, dauert länger an oder ist sehr heftig, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
- Schildern Sie Ihren Schwindel und weitere Beschwerden so genau wie möglich. Der Arzt oder die Ärztin kann aus Ihrer Beschreibung auf die Ursache schließen.
- Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und Geduld zu haben. Der Schwindel hört meist von allein wieder auf.
Hier finden Sie Dokumente zur Methodik, alle Quellen der Kurzinformation „Schwindel – was steckt dahinter?“ sowie weiterführende Links.
Methodik
Verwendete Quellen
Fachliteratur
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis. S3-Leitlinie. AWMF-Registernummer: 053-018. 2016 (DEGAM-Leitlinien; 17). https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-018l_S3_Akuter_Schwindel_Hausarztpraxis_2018-07_1.pdf
- Jendyk RM, Abholz HH. Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis – die neue hausärztliche S3-Leitlinie. ZFA 2017;93(2):12-6
Quellen, Methodik und weiterführende Links
Diese Patienteninformation beruht auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen der S3-Leitlinie „Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis“.
Methodik und benutzte Quellen: www.patienten-information.de/kurzinformationen/quellen-und-methodik/schwindel
Weitere Kurzinformationen für Patienten: www.patinfo.org
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Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ)
Gesundheitsinformation Stand: September 2017
Nächste geplante Aktualisierung: nicht angegeben
Inhalte auf evi.at aktualisiert: 25. Oktober 2023
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